Der Buchautor auf einer FDJ-Delegiertenkonferenz der NVA und der Grenztruppen, 1976,  links sitzend, neben dem Minister für Nationale Verteidigung, Heinz Hoffman

Rechts im Bild, Egon Krenz, damals 1. Sekretär des Zentralrates der FDJ

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Foto alamy.de

Kapitel - Grenze

Berlin – Hauptstadt der DDR – Freitag, 08. August 1986

Ein nicht ganz gewöhnlicher Tag an der Staatsgrenze der DDR zu Westberlin

Die erfrischende Luft, die die Natur ausatmet, vermischt sich mit den Diesel- und Benzingasen der vorfahrenden LKW und Kräder. Die Kompanie findet sich allmählich auf dem Stellplatz ein, die Waffen gerade empfangen, riechen nach frischem Öl und werden locker hängend, eher lässig über den Schultern getragen......

Apellplatz, 05.30 Uhr

„KOMPANIE STILLGESTANDEN! BEFEHL ZUR GRENZ-SICHERUNG

Die 2. Grenzkompanie -  eingesetzt im Abschnitt des Grenzregiments 33 – links Potsdamer Platz/Haus der Ministerien – rechts Lübars/Tegeler Fließ, in der Zeit von 6.30 Uhr bis 14.30 Uhr, zur Sicherung der Staatsgrenze der DDR zu Westberlin, mit der Aufgabe, Grenzdurchbrüche zu verhindern, Provokationen nicht zuzulassen, sowie Angriffe auf die Integrität der DDR abzuwehren.

Die Anwendung der Schusswaffe erfolgt  ......

Unterleutnant Wiesener -  Kompaniechef Grenzsicherung

 VERGATTERUNG!“

„Rührt Euch – zu den Fahrzeugen – Aufsitzen!“           

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Foto L. Sommer

Eine Nacht mit Carmen

Carmen lehnt sich mit ihrem Rücken an mich, hebt die Arme rückwärts hoch und streichelt meinen Kopf. Ich lege meine Arme über ihren Oberkörper und drückte sie fest an mich, dabei schiebe ich mein rechtes Bein leicht zwischen ihre, etwas auseinanderstehenden Beine und küsse ihren Hals.....

.......Ich nehme die Bluse, küsse die Rose und öffne den BH, der dann, wie in Zeitlupe auf die Erde fällt. Sie dreht sich um und wir küssen voller Leidenschaft.

„Lass und noch duschen“, sagt sie mir leise ins Ohr, löst sich von mir, setzt sich auf einen Sessel und zieht in eleganter, lustvoller, ja provokatorischer Manie ihre Levis aus, die sie mir ein Stück entgegenwirft. Danach beginnt sie, ihren schwarzen Slip herunterzuziehen........

...... Im Traum sehe ich Carmens weiße Bluse, einem Schleier gleich, über eine Steppenlandschaft mit großen Kakteen fliegen. Die rote Rose löst sich und schwebt alleine weiter. Als würde sie weinen, fallen große Tropfen, Tränen gleich ......

....„Aauuuhh, Aauuuhh…“. Plötzliches, lautes, eher wehleidiges, Heulen eines Kojoten, reißt mich aus dem Schlaf.

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Foto chronik-der-mauer.de

Festnahme - Massenflucht

Das Postenpaar Behmbrücke ist mittlerweile im Bereich und kann zwei weitere Personen, eine männliche und eine weibliche, daran hindern, über den Streckmetallaun zu klettern – sie sind schon fast oben, kommen dann aber den Aufforderungen des Postenführers nach, der zu schießen droht und legen sich auf die Erde. Die weibliche Person springt augenblicklich auf und rennt in den Zug zurück

„Da vorne rechts, Unterleutnant, da rennen noch zwei in Richtung Brücke“, ruft Baumann mir zu. Sie entfalten ein großes Transparent: „Die Mauer muss weg!“. Jetzt sehe ich auf der Westseite der Bornholmer Brücke einige Fotografen, in deren Richtung das Plakat gehalten wird.

Plötzlich ein lauter Schrei. Er kommt vom Posten der Hinterlandstreife, die mittlerweile auch in die Handlungen eingreift und ....

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Foto: Lothar Sommer

Virchowdenkmal in der Nähe des Grenzabschnittes Viadukt

Ich war als Zugführer im zuständigen Grenzabschnitt II eingesetzt und übernahm gegen 18.00 Uhr die Einweisung. Angemeldet waren Bettina Hering und Carmen Wünscher. Beide warteten schon am vereinbarten Treffpunkt, dem Rudolf-Virchow-Denkmal, am Karlplatz. Wir begrüßten uns und sie wiesen sich mit ihrem FHGT-Dokument aus. Carmen Wünscher, Geburtsdatum 01.09.1966, nahm ich zur Kenntnis und merkte mir das Geburtsdatum, genau am Weltfriedenstag. Beide erkannte ich wieder, war aber noch nie mit ihnen im Einsatz.

Das Erste und letzte Mal sah ich die beiden Studentinnen zur gemeinsamen Weihnachtsfeier unseres Grenzregimentes mit den Patenbetrieben im Haus des Lehrers, Mitte Dezember letzten Jahres.

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Foto bergfunk.de

Partei- und Staatschef Erich Honecker, Wirtschaftschef Günter Mittag und Stasi-Chef Erich Mielke

 Kommunisten (???), die es den Königen gleich tun wollen....

Das Krebsgeschwür

Mein Großvater wurde im Lager zwangsverpflichtet für die Nazis am Geldfälschungsprogramm mitzuarbeiten. Du weißt was ich meine?

Na jedenfalls hat er die Nazis überlebt und ist nach dem Krieg ohne zu zögern für den Aufbau einer neuen kommunistischen Partei eingetreten, kam dann aber mehr und mehr mit den von Moskau geschickten Funktionären in Konflikt, die ihn schnell wieder loswerden wollten. Auch, weil er strikt gegen ein Zusammengehen mit den Sozialdemokraten war, denen er eine Mitschuld am Aufstieg Hitlers gab, kam es ständig zu Diskrepanzen, was ein schlimmes Ende nehmen sollte, denn man beschuldigte ihn der Zusammenarbeit mit den Nazis, wegen des Geldfälschungsprogrammes. Er wurde erneut verhaftet und in ein Lager in die Sowjetunion deportiert, was er vermutlich wie viele andere, nicht überlebte. Von ihm fehlt jegliche Spur.

Meine Mutter meint, seit dieser Zeit, also schon vor der Gründung der DDR hat sich ein Krebsgeschwür ausgebreitet und nach und nach alle Körperteile unheilbar befallen. Die Symptome waren schon zeitig erkennbar, aber weder die richtigen Ärzte, noch die entsprechenden Medikamente wurden und werden eingesetzt, um eine wirksame Therapie zu erzielen. Sie denkt, das Krebsgeschwür sei nicht mehr zu stoppen.“

Ich schweige.

„Wir sind da Carmen, komm lass uns reingehen.“ Ich umarme sie kurz und drücke sie an mich. Sie weint.